Grundsteuer 2022 – Alles was Sie jetzt wissen müssen
Warum die neue Grundsteuer?
Im April 2018 hatte das Bundesverfassungsgericht die bisherige Bewertung von Immobilien für Zwecke der Grundsteuer als verfassungswidrig erklärt.
Auslöser war die Klage eines Steuerzahlers. „Das Festhalten des Gesetzgebers an dem Hauptfeststellungszeitpunkt von 1964 führt zu gravierenden und umfassenden Ungleichbehandlungen bei der Bewertung von Grundvermögen, für die es keine ausreichende Rechtfertigung gibt.“ Mit dieser Begründung hat der Erste Senat des Bundesverfassungsgerichts die Vorschriften für verfassungswidrig erklärt.
Nach dem durch den Bund im Dezember 2019 verabschiedeten Gesetz erfolgt die Bewertung für Zwecke der Grundsteuer – soweit es sich nicht um Land- und Forstwirtschaftliches Vermögen handelt – nach einem wertabhängigen Modell in Form eines Ertrags- und Sachwertverfahrens. Diese Regelung wurde während des Gesetzgebungsverfahrens lange diskutiert, sodass der Bund am Ende den Bundesländern die Möglichkeit eingeräumt hat von diesem Modell abweichen zu können, da die Grundsteuer den Städten und Kommunen der jeweiligen Länder zusteht. Während sich im Norden die Bundesländer Schleswig-Holstein, Mecklenburg-Vorpommern und Bremen für die Ermittlung nach der Regelung des Bundes entschieden haben, gibt es in den Bundesländern Hamburg und Niedersachsen wie auch in Bayern, Hessen und Baden-Württemberg eine Regelung nach Landesrecht. Das verdeutlicht die Komplexität, da Eigentümer von Immobilien in mehreren dieser Bundesländer den für das jeweilige Objekt zu ermittelnden Grundstückswert nach unterschiedlichen Regelungen ermitteln müssen.
Mit öffentlicher Bekanntmachung des Bundesfinanzministeriums der Finanzen vom 30. März 2022 wurde alle Eigentümer von Immobilieneinheiten aufgefordert, eine Steuererklärung für jedes in ihrem Eigentum stehenden Grundstücke bis zum 31. Oktober 2022 in elektronischer Form abzugeben.
Wie wird der Wert ermittelt?
Die Ermittlung der Grundstückswerte hängt von der Art des Grundstücks ab.
Im Bundesmodell (gilt für Schleswig-Holstein, Mecklenburg-Vorpommern und Bremen, im Norden aber nicht für HH und Niedersachsen) gibt es bei der Bewertung Unterschiede für
- unbebaute Grundstücke (Bestimmung des Wertes anhand der Fläche und der Bodenrichtwerte, die vom entsprechenden Gutachterausschuss ermittelt werden)
- bebaute (Wohn-)Grundstücke (Bestimmung des Wertes nach einem typisierenden vereinfachten Ertragswertverfahren mit Einbeziehung einer von Lage und Alter abhängigen fiktiven Nettokaltmiete und dem aktuellen Bodenrichtwert)
- bebaute Nichtwohngrundstücke, insbesondere gewerblich genutzte Grundstücke, die keine Wohnungen sind (Bestimmung im Sachwertverfahren durch Einbeziehung des aktuellen Bodenrichtwertes und Gebäudesachwertes unter Berücksichtigung von Alter und Normalherstellungskosten für diese Art von Gebäuden)
Alle erforderlichen Angaben und Informationen, aus denen sich am Ende der für die Grundsteuer zu ermittelnde Grundstückswert ergibt, sind in der entsprechenden Steuererklärung für jede einzelne wirtschaftliche Einheit zu berücksichtigen, damit das Finanzamt den Grundstückswert sowie den Steuermessbetrag für Zwecke der Grundsteuer auf den 1. Januar 2022 festsetzen kann.
Die Verpflichtung zur Abgabe einer Steuererklärung sowie Ermittlung des Grundstückswertes ergibt sich für jede Immobilie bzw. für jede wirtschaftliche Einheit. Maßgebend ist dabei der rechtliche Zuschnitt im Grundbuch: Ein Besitzer eines Mehrfamilienhauses von fünf Wohneinheiten kann demnach eine wirtschaftliche Einheit Mehrfamilienhaus mit fünf Wohnungen haben, oder aufgrund von Teileigentum fünf wirtschaftliche Einheiten, für die jeweils eine eigene Steuererklärung abzugeben ist. In der Regel ergibt sich dies aus den bisherigen Bescheiden über den Einheitswert bzw. die Grundsteuer für die jeweilige wirtschaftliche Einheit.
Ab wann muss die neue Grundsteuer gezahlt werden?
Die Abgabe der entsprechenden Steuererklärung muss bis zum 31. Oktober 2022 ausschliesslich in elektronischer Form vorgenommen werden.
Die Abgabe bis Ende Oktober 2022 ist ein sehr kleines Zeitfenster und aktuell stellt die Finanzverwaltung keine Fristverlängerungen in Aussicht. Daher besteht jetzt Handlungsbedarf für jeden Besitzer einer Immobilie.
Jeder Eigentümer hat die Möglichkeit wie bei anderen Steuererklärungen die Abgabe ab Juli 2022 über die Online-Plattform ELSTER www.elster.de vorzunehmen, wenn er dafür zuvor einen entsprechenden Zugang beantragt hat.
Selbstverständlich unterstützen auch wir Sie gerne bei der Erstellung der Steuererklärung Ihrer Immobilie. Kontaktieren Sie uns noch heute.
Welche Informationen sind erforderlich?
Für die Erstellung der Steuererklärung sind nachfolgende Angaben erforderlich, damit im Anschluss die Ermittlung des Grundstückswertes vorgenommen werden kann:
Grundstückswert | 2/20 der vollen Gebühren |
5/20 der vollen Gebühren |
9/20 der vollen Gebühren |
|
€ 140.000 | € 177 | € 443 | € 798 | |
€ 230.000 | € 228 | € 569 | € 1.024 | |
€ 320.000 | € 270 | € 674 | € 1.214 | |
€ 470.000 | € 300 | € 749 | € 1.348 | |
€ 600.000 | € 321 | € 803 | € 1.445 | |
€ 950.000 | € 420 | € 1.050 | € 1.889 |
Der zur Verfügung stehende Gebührenrahmen liegt für jede Immobilie zwischen 1/20 und 18/20 der vollen Gebühr. Beispielhaft haben wir dies in der Übersicht zuvor für einige Grundstückswerte dargestellt. Wir gehen davon aus, dass die Gebühr für die Erstellung der Steuererklärungen für Wohnungseigentum in der Regel zwischen 2/20 und 5/20, d.h. zwischen € 250 und € 600 (zzgl. 19% Umsatzsteuer) liegen wird.
Bei Nichtwohngrundstücken, d.h. insbesondere gewerblichen Immobilien werden sowohl der Grundstückswert als auch der Zeitaufwand durch eine Mehrzahl von unterschiedlichen Gebäuden, Hallen etc. auf demselben Grundstück den Gebührenrahmen beeinflussen. In der Regel wird die Gebühr für diese Art von Grundstücken sich zwischen rd. € 500 und € 1.500 (zzgl. 19% Umsatzsteuer) bewegen.
Für Bundesländer (wie z. B. Hamburg), in denen aufgrund der anderen Bemessungsgrundlage kein Grundsteuerwert ermittelt wird, gilt abweichend ein fiktiver Grundsteuerwert nach dem Bundesmodell ermittelt als Bemessungsgrundlage.
Dokumente zum Herunterladen
Hier finden Sie alle Dokumente, die Sie für eine Beauftragung der Kanzlei Böttcher benötigen. Bei Fragen können Sie uns gerne an steuerberatung@kanzleiboettcher.de eine Nachricht senden.
Neben Angaben zu den Eigentumsverhältnissen (Anlage 1) sowie der passenden Anlage 2, 3 oder 4 je Immobilie benötigen wir eine Auftragsbestätigung und eine Vollmacht (sofern keine Mandatsvergütung mit uns besteht). Bitte fügen Sie auch diese Ihren Unterlagen bei, wenn Sie uns beauftragen möchten.
Nachfolgend nochmal alle Unterlagen:
- Anlage 1
ist für die Angaben zu den Eigentümern der Immobilie erforderlich; bei Grundstücksgemeinschaften oder Personengesellschaften, die Eigentümer der Immobilie sind, benötigen wir die Angaben für jeden Gesellschafter
- Anlage 2
ist nur für unbebaute Grundstücke zu verwenden
- Anlage 3
ist nur für ein Einfamilien-, Zweifamilienhaus oder Wohnungseigentum (inklusive Mehrfamilienhäuser) zu verwenden
- Anlage 4
ist für Nicht-Wohngrundstücke zu verwenden; hierbei handelt es sich insbesondere um gewerbliche wie auch gemischt genutzte Immobilien, bei denen es sich nicht ausschließlich um eine Wohnimmobilie handelt, benötigen wir für die Erstellung der Erklärung die in Anlage 4 zusammengestellten Angaben
Auftragserteilung Grundsteuer